Bläulings-Bekanntschaft
Bei meiner diesjährigen Wildstauden-Bestellung fand der Rainfarn (Tanacetum vulgare) den Weg in den Hortus Aquis. Ausgewählt hatte ich ihn, um die Rainfarn-Maskenbiene (Hylaeus nigritus), die Wildbiene des Jahres 2022, anzulocken – Ehrensache! Gepflanzt wurde die noch kleine Wildstaude in einem Kasten an der Brüstung, schwer zugänglich hinter anderen Pflanzgefäßen in der äußersten Ecke unserer Dachterrasse.
Gelandet ist auf dem Rainfarn vorgestern jedoch keine Maskenbiene, sondern ein Bläuling. Das war für mich eine kleine Sensation, denn der erste und bisher einzige Bläulings-Besuch betrug sich vor zwei Jahren. Damals war es ein Weibchen des Faulbaum-Bläulings (Celastrina argiolus), welches den Hortus Aquis beehrte. Diesmal handelte es sich um einen anderen Bläuling, das war mir sofort klar. Aber ich bin kein Schmetterlingsexperte. Bei meinen Bestimmungs-Versuchen hangelte ich mich an den Bildern im Internet entlang. Was mir auffiel: Mein Falter hatte keinen Basalfleck auf dem rechten Flügel. Sollte es etwa der in Deutschland als gefährdet geltende Kleine Esparsetten-Bläuling (Polyommatus thersites) sein, der an meiner Sand-Esparsette versehentlich vorbei geflogen war? Nachdem der Falter sich gedreht hatte, konnte ich auf dem linken Flügel den Basalfleck erkennen. Der Esparsetten-Bläuling schied aus, ich hatte den Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus), den in Deutschland häufigsten Bläuling, entdeckt! Dies wurde mir auf Instagram von einem Experten bestätigt, der die beiden Fotos genau wie ich interpretiert hatte. Nichtsdestotrotz, ich bin von ihm entzückt!
Aus der Familie der Bläulinge gibt es weltweit mehr als 5000 Arten, wovon 48 in Deutschland vorkommen. Dazu gehört der Hauhechel-Bläuling, der offene Bereiche, die feucht bis trocken sein können, als Lebensraum bevorzugt. Zu seinen Raupenfutterpflanzen zählen verschiedene Klee- und Hauhechelarten, was praktisch ist, denn auf unserer Dachterrasse gibt es u.A. Sichelklee, Hornklee und Dornige Hauhechel. An diesen Pflanzen werden die Eier abgelegt und dort überwintern auch die Nachkommen in verschiedenen Raupenstadien. Als Nektarpflanze benötigt der Hauhechel-Bläuling Schmetterlingsblütler wie z.B. den Gemeinen Hornklee, er saugt aber auch an Feld-Thymian, Dost oder Blut-Weiderich. Gute Voraussetzungen, den hübschen Falter im Hortus Aquis noch einmal wiederzusehen!
Der Hauhechel-Bläuling hat nach unserem Foto-Shooting übrigens schnell die Blüten des Rainfarns wieder frei gegeben. Vermutlich, um den Maskenbienen den Platz nicht wegzunehmen. Ein sehr höflicher Geselle seiner Art.
Und jetzt kannst du mir die Daumen drücken. Für den Besuch der Rainfarn-Maskenbiene und des Esparsetten-Bläulings …
Der Hauhhechel- Bläuling ist schon lange nicht mehr der häufigste Bläuling; in meiner Gegend gibt es ihn gar nicht mehr.
Der Faulbaum- Bläuling ist der häufigste.
Hallo Rolf,
vielen Dank für die Info. Das wusste ich nicht, aber dann ist der Besuch des Hauhechel-Bläulings ja noch mal umso schöner. In welcher Gegend wohnst du denn?