Ferien für Frühblüher
Das Titelbild des Beitrags stammt aus dem Jahr 2020. Ein normaler kleiner Balkonkasten mit 40 cm Länge beherbergte damals eine Zwiebelmischung mit 50 Zwiebeln. Enthalten waren
- 10 Kugellauch (Allium sphaerocephalon),
- 10 weiße Traubenhyazinten (Muscari ‘White Magic’),
- 10 Zwerg-Stern-Tulpen (Tulipa tarda),
- 10 Schneeglanz (Chionodoxa ‘Pink Giant’),
- 10 blaue Traubenhyazinthen (Muscari armeniacum).
Die Blüten des Schneeglanzes waren auf dem Foto bereits verblüht, der Kugellauch blühte erst zu einem späteren Zeitpunkt. Nachdem er ebenfalls verblüht war und nicht mehr schön aussah, schob ich den Kasten etwas abseits unter die Blätter eines über den Kübel hängenden Storchschnabels und vergaß ihn mehr oder weniger für den Rest des Sommers. Sommerferien …
Im Herbst fiel der Kasten wieder auf. Die Zwiebeln hatten ihr Laub eingezogen nur noch der Kugellauch war zu identifizieren. Seine Zwiebeln grub ich gesondert aus (und werde auch noch gesondert darüber berichten), die restliche bunte Mischung wanderte in den Pflanzkübel mit dem Zwerg-Walnussbäumchen (Juglans regia ‘Dwarf Karlik’). Danach folgte Vorfreude auf den Frühling und tatsächlich, alle Sorten haben auch in diesem Jahr wieder ausgetrieben und Blüten gebildet.
Der richtige Standort
Von erfahrenen Balkon- und Topfpflanzengärtnern wurde bereits mehrfach berichtet, dass die Blütenfreude bei Zwiebelpflanzen in Kästen oftmals nur von kurzer Dauer sei. Kälte und Nässe würde dazu führen, dass die Zwiebeln verfaulen und nur in der ersten Saison zuverlässig blühen würden. Dazu konnte ich natürlich in den letzten zwei Jahren noch keine umfangreichen Erfahrungen sammeln. Bei mir stehen viele Gefäße den Winter über geschützt unter dem Dachvorsprung. Bis auf zwei Ausnahmen sind alle Frühblüher, auch die aus der vorletzten Saison, gut durch den Winter gekommen.
Die Ausnahmen waren das heimische Schneeglöckchen (Galantus nivalis) und die Bio-Krokusse (Crocus tommasinianus ‘Ruby Giant’). Von den zehn Schneeglöckchen, die ich 2019 im Topf meiner Zwerg-Birne (Pyrus communis) gesteckt hatte, blühten alle im Jahr 2020. In diesem Jahr meldete sich immerhin eines im Frühjahr zur Stelle. Blüte? Fehlanzeige … Von den acht Krokussen im Kübel des Weinberg-Pfirsichs (Prunus persica), gesteckt im Jahr 2019, die ebenfalls 2020 alle geblüht hatten, sah es ein bisschen besser aus. Grün gab es etwas mehr, allerdings auch hier keine Blüten in diesem Jahr.
Ich denke, der ausschlaggebende Punkt für das Verschwinden meiner Frühlingsboten war der falsche Standort. Den Krokussen, die eigentlich einen sonnigen Standort lieben, war es direkt neben der Brüstung zu schattig. Umgekehrt bei den Schneeglöckchen. Sie mögen es feuchter und schattiger, standen aber in einem kleinen Topf den gesamten Sommer über ungeschützt in der Sonne. Da nutzt dann auch die gleichmäßige Bewässerung nichts. Vielleicht hätten sie überlebt, hätte ich damals schon gewusst, dass Kompost im Herbst und Tomatendünger im Frühling kleine Wunder bewirken können …
Mein Fazit: wenn man die Standortansprüche beachtet und die Zwiebeln im Winter vor Kälte und Nässe schützt, kann man durchaus auch länger Freude an Frühblühern in Pflanzgefäßen haben. Dafür würde auch meine Geschichte zur Zwiebelmischung vom Titelbild sprechen. Ob wilde Formen oder nichtheimische Sorten, machte bei meinen Beobachtungen keinen Unterschied. Aber zwei Dinge stehen fest: die zunehmend milderen Winter sind für Frühblüher super, und die frühfliegenden Insekten lieben Muscariblüten – und alle anderen Blüten auch!