Eiche

Auf der Dachterrasse wachsen einige Bäume. Manche von ihnen habe ich mir lange gewünscht und schließlich bekommen, und manche wurden im Hortus sehr spontan angesiedelt. Immer mal wieder erlebt man aber auch Überraschungen. Oft finden sich in den Pflanzkübeln kleine Sämlinge von Birken (Betula). Das ist nicht verwunderlich, denn die winzigen Nüsschen mit den zarten Flügelchen verbreiten sich mit Hilfe des Windes über weite Strecken. Sie keimen bereits nach zwei bis drei Wochen, und so entwickelt die Birke echten Pioniergeist. Eine wirkliche Überraschung hingegen war die Entdeckung dieser kleinen Eiche (Quercus). Sie versuchte sich im Kasten mit meinen Zwiebelblühern an der Brüstung zu behaupten und war überhaupt nur aufgefallen, weil ich die aus Vogelfutter dort keimenden Pflänzchen entfernen wollte. Ein bisschen zerrupft sah sie aus, aber sie hatte es geschafft.

Nur, wie war die Eichel überhaupt in den Kasten gekommen? Vielleicht war es ein fleißiges Eichhörnchen (Sciurus), das sein Vorratslager auf der Dachterrasse anlegen wollte? Oder ein noch fleißigerer Eichelhäher (Garrulus glandarius), der in gut 20 Tagen über 2.200 Eicheln, das entspricht 11 Kilogramm, sammelt, um für den Winter gerüstet zu sein? Beide Tiere tragen mit ihren Vorratslagern auf jeden Fall wesentlich zur Ausbreitung von Eichen bei, doch keines von beiden hatte ich auf der Dachterrasse gesehen … Wie auch immer sie hierher kam, ich freue mich über die kleine Eiche im Hortus, denn über 400 Schmetterlingsarten und etwa 100 weitere Insekten haben sich auf die Eiche als Lebensraum spezialisiert. Und damit sie sich gut einleben kann und als Tiefwurzler zumindest in nächster Zeit genügend Platz zum Wachsen hat, werde ich sie bald in einen größeren Topf umpflanzen.